Erstmal muss ich dich loben, weil auf dem Zettel, den du mir geschrieben hast, alles genannt ist abgesehen von unserem Username.
Mir fällt keine Überleitung ein.
Auffallend ist auf jeden Fall gleich zu Beginn die Beschreibung des Gartens. Denn ihre Erzählzeit überschreitet gefühlt die der Verlobung.
Besonders schön finde ich auch, wie Effis Vater im dritten Kapitel sich selber (und jedem anderen in der Familie) einen Spitznamen zuteilt.
Auch das Thema nervige Verwandte scheint zeitlos zu sein:"'Für Tante Therese [...] müssen wir diesmal inkognito bleiben.'"(Viertes Kapitel). Glücklicherweise wäre das
bein unserer senilen Verwandschaft ziemlich einfach :(
Auch gut ist Effis Einrichtungstil. Der rote Lampenschirm könnte dem ganzen einen leicht pornöses Flair verleihen.
Sehr traurig ist aber, dass sich Effis Eltern (oder müssen wir sie auch Mama und Briest nennen ?) mal so eben darüber unterhalten, dass ihre Tochter den Ehemann nicht
liebt. Frau P. hat mir schon verraten, dass Briest Effis Probleme immer mit "ein weites Feld" abtut und sich so aus der Verantwortung mogelt.
Das war jetzt schon aus dem fünften Kapitel. Also streng dich mal an!
Babyklein
Ich nur sagen: "Herzlichen Glückwunsch, dass du dich über unsere demente Urgroßtante lustig machst!" Aber ich muss sagen, die Sache mit Tante Therese ist mir auch schon aufgefallen. Ich hab mir die Stelle angestrichen: "und Tante Therese war wirklich eine lächerliche Figur."
Aaaaaah ich raste aus ! Ich hab grade sieben Stunden gefühlt einen Post geschrieben und jetzt ist alles gelöscht. Deshalb jetzt nur nochmal die Kurzform.
Für Effi offenstichtlich: japanisch=gut (pornöser Lampenschirm und so) Chinesisch=schlecht (man muss offenstichlich vor allen Chinesen panische Angst haben).
Innstetten überrascht mit noch mehr Weltgewandtheit: "Aber ein Chinese ist schon an und für sich eine Geschichte..." (S.58, Z.13-14). Das ist Herrn Fontane sogar drei Punkte wert im Sinne von "ihr wisst schon was ich meine..." Oder auch Kassin als Weltmetropole, weil sie jetzt sogar eine katholische Kirche haben (S.58, Z.13-14).
Aber wenn Effi jetzt eine waschechte Baronin ist, wieso wohnt sie dann in einem Haus mit gefühlt fünf Zimmern ?
Und vor allem, als was möchte sich Geert für Effi sehen. Nachdem sie ihm die Hand geküsst hat, sagt er: "Nein, Effi, um Himmels Willen nicht, nicht so. Mir liegt nichts daran, die Respektsperson zu sein, das bin ich für die Kessiner. Für dich bin ich ..." (S.60, Z.14-16) Dein Loverboy ? Der versaute Geerti ?
Was meinst du dazu ?
Babyklein
Auf das ganze Thema Sex bin ich auch schon sehr gespannt! (Vielleicht sollten wir hier besser die Shades of Grey besprechen -.-'). Die beiden werden ja ein Kind bekommen (wie mir der fiese Kommentar schon gespoilert hat), also müssen sie in dieser Hinsicht ja aktiv werden. Mal sehen, wie das im Buch geschildert wird. Ob das Kind dann einfach da ist oder Effi ist plötzlich in guter Hoffnung. Ich meine, mit Zärtlichkeit war ja bisher nicht viel. Wenn der versaute Geerti bisher nicht mal aussprechen konnte, dass er der versaute Geerti ist, dann kann man ja durchaus gespannt sein. (Ist das Kind überhaupt von ihm...? o.O)
Der rote Lampenschirm lässt mich auch nicht mehr los. Also entweder Effi schnallt es in ihrer kindlichen Naivität gar nicht oder der rote Lampenschirm war damals noch nicht der rote Lampenschirm. Der arme Geerti, dem Dank Effis Mutter ja nun die Höhle der Lust mit rotem Lampenschrim und japanischem Raumabtrenner verwehrt geblieben ist.
Also, ich war ja in Kapitel 4 stehengeblieben und näherte mich der Beschreibung der Liebe an. Noch ein kurzer Einschub: Der gigantische Altersunterschied zwischen Effi und Geert wird noch mal durch die Mutter unterstrichen, die sich dahingehend äußert, dass der Geert ja immer "so heiter und unterhaltlich und gar nicht väterlich weise" [S. 37, Z. 15-16] schreibt.
Für den Vater jedenfalls scheint Liebe nicht so das Thema zu sein: "weil Liebe, wie Papa sagt, doch nur ein Papperlapapp ist" [S. 37, Z. 33-34]. Als seine Frau wäre ich darüber ja extrem glücklich. Im Folgenden wird dann klar, dass Effi mit der Liebe noch nicht viel anzufangen weiß, was aber auch offensichtlich bedeutet, dass sie Geert nicht liebt. Und sie spricht etwas sehr Wichtiges aus: "Was ich nicht aushalten kann, ist Langeweile." [S. 38, Z. 12]. Da hat sie mit einem uralten Bürohengst, der auf halbem Wege nach Sibirien wohnt, ja genau die richtige Wahl getroffen. *applaus* Obwohl man von Wahl ja auch nicht wirklich sprechen kann, wenn man bedenkt, dass ihre Mutter ihre Ehe mit einem Mann arrangiert hat, den eigentlich sie selber einst heiraten wollte. Was an und für sich schon eine kranke Geschichte ist. Aber wie wir aus der griechischen Mythologie ja schon wissen, gehen diese (hier: zumindest sowas wie) Inzest-Geschichten immer ganz schlecht aus.
Und dann kommt dieser Brief von Geert. Erstmal kann man es ja doch schon wieder als Zeichen nehmen, dass Effis Briefe immer sparsamer werden, je näher die Hochzeit rückt [S. 39, Z. 4-5]. Interessant ist aber vor allem, was sich durch die Frage der Mutter, ob Effi sich mehr Zärtlichkeit von Geert wünschen würde, daran anschließt. Und Effi antwortet sinngemäß: "Um Gottes Willen! Bloß nicht!" [S. 39, Z. 33 - S. 40, Z. 2]. Und dann die Frage: "Liebst du Geert nicht?" [S. 40, Z. 5-6]. Effis Antwort sagt dann ja auch alles. Das ganze Gespräch bis zum Kapitelende ist ja eine einzige Andeutung der kommenden Katastrophe. Erstmal wird wieder Effis Freiheitsdrang angedeutet, dann wird auf mögliche andere Männer hingewiesen und dann auch noch der kommende Spuk angedeutet, indem Effi ihre Furcht preisgibt (hier zwar vor Geert, aber das bricht sich dann Bahn in dem Chinesen-Spuk). Eigentlich reicht es schon aus, Kapitel 4 zu lesen und man ist bestens informiert. Abschließen möchte ich das Ganze mit Effis expliziten Hinweis auf die Katastrophe: "Den Kopf wird es ja nicht gleich kosten." [S. 40, Z. 17-18].
Ich bin natürlich schon viel weiter. Kapitel 11 beendet. Aber jetzt reicht es mit erstmal mit dem Schreiben. Ich hoffe, die anderen Kapitel sind langweilig und wenig ertragreich. Aber so ist es ja leider nicht.
Großklotz
Ich bin jetzt grade bei Kapitel 15 und schäme mich auch sehr für meine Langsamkeit. Dafür konnte ich mich durch Georg Büchners literarische Werke bereichern lassen, der tatsächlich Witze über das "dritte Bein" macht und auch so meint, wie mir der nette Kommentator am Rande nochmal versichert hat.
Aber nun wieder zu Effi. Ich möchte an dieser Stelle ein großes Lob an Theodor Fontane loswerden. Sein Schreibstil ist grandios. Seine Sätze fließen so friedlich vor sich hin und haben immer irgendetwas positives. Super einfach zu lesen.
Ich bin auch übertrieben erleichtert, dass das Baby (noch?) lebt. Ich wusste nämlich gar nicht, dass die beiden ein Kind haben und dachte es stirbt noch im Bauch.
Seite 65 war die Seite der großen Zukunftsvorahnungen, also die Szene nach ihrer ersten Nacht in neuem Haus beim Frühstück. Effi sagt:"Ich bin ja erst 17 und habe noch nicht vor zu sterben" (Z.11). Zu dem Thema: sie ist 17 !!! Stell dir mal vor Mama hätte mich letztes Jahr an Ralf verheiratet oder so ! Und dann bekommt sie auch noch ein Kind. Auf jeden Fall antwortet dann Geert: "[...] ich will dich keinem anderen lassen". Ja ja Herr Fontane ihr Ende ist komplett nicht absehbar und mit Andeutungen haben sich sich wohl sehr zurückgehalten.
Und zwei Seiten später kommt mein persönliches Highlight. Ich möchte nämlich die Geschichte ein bisschen uminterpretieren. Was hältst du von Geert als Serienmörder ? (Ja ich hab mal wieder eindeutig zu viel Criminal Minds geguckt) Trotzdem reagiert er extrem geschockt und panisch als sie den Saal oben erwähnt. "Aber was weißt du denn von dem Saal, Effi?" Damit ist eindeutig der Saal gemeint, in dem er seine Opfer gefangen hält. Auch weil er dann sagt, dass sie ihn besser beim alten lassen sollen. Als Effi "Toilette gemacht hat", hat er wohl schnell die Leichen versteckt...
Außerdem hab ich herausgefunden, dass Geert ein Judenhasser ist und mit Richard Wagner (eindeutig der Über-Antisemit, hab mir nämlich schon gefühlt dreitausendmal eine Doku über die Beziehung seiner Schwiegertochter zu Hitler auf ZDF Info angesehen) in der Judenfrage übereinstimmt (S.119 Z.17)
Meine Lieblingsfirgur ist übrigens Rollo!
So tut mir leid ich hatte keine Rechtschreibkorrektur...
Babyklein
Mh.. Hier hast du ja doch gebeichtet, dass du heimlich Büchner liest -.- Aber der Woyzeck kommt doch auf die Liste, der ist immerhin ein Möder, womit ich eine brillante Überleitung dafür gefunden habe, zu sagen, dass ich es auch extrem unheimlich fand, dass Geert partout im oberen Stockwerk nichts verändern lassen will. Da hab ich mir auch gleich gedacht: "Aha! Hallo, König Blaubart!" Der ja als Motiv später im Buch dann tatsächlich noch auftaucht.
Da ich inzwischen bei Kapitel 18 angekommen bin, bersuche ich die Kapitel 5 bis 17 mal im Schnelldurchlauf zu besprechen. Sonst hänge ich ja 1. für immer hinterher und 2. wie du ja auch schon treffend bemerkt hast, hat Herr Fontane, der alte Heimlichtuer ja wirklich kaum eine einzige Anmerkung zum möglichen Verlauf der Geschichte gemacht und deshalb werde ich hier jetzt auch nicht mehr auf jede einzelne dieser nicht gemachten Andeutungen eingehen. Womit mir wahrscheinlich nur noch bleibt Papa Briest ein ums andere mal zu zitieren, weil der einfach der Burner ist.
Bemerkenswert ist jedenfalls wie er sich immer, wenn es sich um ein heikles Thema dreht, mit der Wendung: "Es ist ein weites Feld." aus der Misere zieht, sowohl im Gespräch mit seiner Frau über Effis Hochzeit [S. 43 ff., auch S. 47 Ende des Gesprächs] als auch im Gespräch mit Effi als sie mit Lütt-Annie das erste Mal zu Besuch ist [S. 137 ff.]. Kann man sich für mögliche anstehende Familienevents durchaus merken und einfach jedes Gespräch abwürgen. Wobei wir ja noch über die Alternative verfügen, einfach ein Glas Schnaps runterzustürzen und wegzugehen.
Auch für gesellschaftliche Events anwendbar ist unfraglich die Idee auf die Frage "Wie geht es dir?" mit "Zu Befehl!" zu antworten [S. 51, Z. 5-6]. Ich kann dir nur zustimmen. Fontane schreibt wirklich locker-leicht und alles lädt irgendwie zum Schmunzeln ein.
Wobei wir dann auch wieder beim Chinesen-Spuck angekommen sind und einer meiner allerliebsten Szenen im Buch, in der Geert Effi vom Chinesen erzählt: "... aber jedenfalls haben wir einen [Chinesen] gehabt; jetzt ist er tot und auf einem kleinen eingegitterten Stück Erde begraben, dicht NEBEN dem Kirchhof." Das Werk strahlt im gesamten diese herzergreifende Fremdenfreundlichkeit aus, wie sie für Ende des 19. Jahrhundert einfach unverwechselbar ist.
Nebenbei bemerkt hab ich irgendwie nicht richtig mitbekommen, was es mit dieser Frau Kruse und vor allem ihrem verdammten schwarzen Huhn auf sich hat. Ist das irgendwie so ein merkwürdiger Running Gag?
Das Geert irgendwie ein kranker Typ ist, macht sich auch auf S. 65 bemerkbar, auf der zu Effi meint: "Freilich, wenn ich dann stürbe, nähme ich dich am liebsten mit. Ich will dich keinem andern lassen; was meinst du dazu?" Damit erhärtet sich eindeutig die Serienmörder-Theorie.
Kommen wir kurz zu Gieshübler, von dem ich erst dachte, dass Effi mit dem fremd geht, weil er sich ja Hals über Kopf in sie verknallt. Ich zitiere sein Selbstbildnis: "Personen meines Schlages sind nie jung. Ich darf wohl sagen, das ist das traurigste von der Sache. Man hat keinen rechten Mut, man hat kein Vertrauen zu sich selbst, man wagt kaum, eine Dame zum Tanz aufzufordern, weil man ihr eine Verlegenheit ersparen will, und so gehen die Jahre hin, und man wird alt, und das Leben war arm und leer." Ein rundum glücklicher Typ.Aber das ganze Gespräch zwischen Effe und Gieshübler [S. 71 - 75] hat mir mal wieder die Tränen der Begeisterung in die Augen getrieben, weil wieder alles ganz charmant ausgedrückt war. Ich ergehe mich hier schon wieder in jedes Detail. Aber es ist einfach alles so toll *.*
Ich spring jetzt einfach zu Kapitel 16/17, da scheint es ja dann langsam Fahrt aufzunehmen. Erstmal wird ja einiges Interessantes über den Spuk aufgedeckt, dass nämlich Geert ihn als Erziehungsmittel einsetzt, um Effi an der Leine zu halten. [S. 153ff.] War ja klar, das mit dem Typen was nicht stimmt.
Und Effi fängt ja an mit dem Major Crampas anzubandeln auf den ganzen Ausritten und besonders dann ab S. 156. Also wenn der ihr Liebhaber wird... der ist ja auch schon über 40. Viel gewonnen hätte sie da ja nicht. Aber immerhin ist er vom Charakter nicht so ein Langweiler und Paragraphenreiter wie Geert. Ich sag nur: "Geht nicht. Hafenpolizei." [S. 148].
Ich bin jetzt jedenfalls mal wieder ganz gespannt, wie sich das entwickelt. Und auch, ob das überhaupt bechrieben wird oder ob das wieder einfach alles passiert ist, wie mit dem Baby, das dann halt einfach da ist. Und merke: "Erst Kunst und dann Nußeis, das ist die richtige Reihenfolge." [S. 105, Z. 34-35].
Großklotz